Dec 13, 2014

We Poets Know Nobody Cares (plus Giveaway!)




Poetry is a lonely endeavour. Not just its writing and editing, also its publishing. I once heard that the average German poetry collection has a first edition of 200. And even if these 200 sell out, their production cost won't be covered.

Poetry is the expensive tapestry that no one values; it has been hanging in the weekend house, collecting dust, and yet it is too precious to discard.

Most of the people I know who like poetry write their own, too. The audience of a poetry reading consists of these friends, other poets who hope for a reading, the hosts, perhaps a publisher, and, if you get lucky and there is no cover charge, one or two regulars. We poets know nobody cares.

I understand. Or, rather: I oscillate between a fair amount of sympathy for the public disinterest in my art form and its utter incomprehension. Editing line breaks is a quaint - albeit oddly satisfying - activity. And yet I'm still surprised to see that Google Maps knows of only one poetry museum and only one poetry library, in Washington D.C. and London respectively. Bookstores are dying, and with them narrow shelves of dated volumes. Soon, Plath and Hughes will be a distant memory. Already it feels like poetry never happened.

The educational system and the mainstream media don't help. To the wider public, poetry still is a country estate ruled by dying old white men, catered to by minority groups with immigrant accents.

There is a disconnect between what people see and poets say. No wonder that contemporary poetry remains unknown and, by extension, tragically irrelevant. Unless we add some music and a sexy dress, our work will go unnoticed.

And while we might be comfortable in our corners and desk chairs, we aren't comfortable in our inconsiderableness. By the inaccessible nature of our art, our influence on society is frustratingly limited. To the audience, we are not painters or photographers. More often than not, our peculiarities are too peculiar for the front page.

I can only speculate about the origin of this estrangement. A lack of visibility, perhaps a perpetual missing of the right place and time in world history, and no real opportunity for dialogue.

Let's talk. Let me approach the indifferent among you by sharing the story behind my new poetry collection's opening poem, "narcoses".


narcoses

i walk out on you for
watching you sit is unstayable
forehead of yours and my eyes
as if glued to your chest and
in mine still a fear of the
three different types of narcosis
this moment so long still
you lie on our night when
you wallow like blood through
the cells (and space is but
the darkest blot on charts)
me walks away from you for
staying is unsitable and
thinking of sharing myself
with myself here won’t do me
like you.  



Narcoses is a poem about consciousness. And a hot anesthetist I met over dinner one night. A mutual friend had invited us out for Korean. I was still relatively new to Berlin, in the final stretch of a relationship with a doctoral candidate and I could use the distraction.

The guy sat down opposite me and we started talking. Amongst other things, he told me about the three different ways he puts patients to sleep: by oral medication, gas, and injection. In a surprising pang of attraction, I regretted that he was off-limits.

I went home soon, pondering life in an alternate universe. The delta of chance, appeal and restraint was a little too much; the enigma of life too mysterious.

In its German original title, "narcoses" is "three kinds of numb". Clumsy sounding words throughout the poem ("unsitable", "unstayable") mimic the uneasy situation I was in. While last three lines, "thinking of sharing myself with myself here won't do me like you" are intentional  references to masturbation and intercourse, I was actually referring to a notional connection between strangers.

The German Original
Click here for the German version of this article including a German recording of the poem and its written German original.
Giveaway
I am giving away three copies of Underwaterdawn. If you'd like one, send an email with the subject line "Underwaterdawn" to mail [at] anninaluzieschmid [dot] net before 31 January 2015. Don't forget to include your full name and mailing address.
Support and Buy
Underwaterdawn can be ordered at the cost of 16,90€ plus shipping at any bookstore (ISBN-10: 3981506197 or ISBN-13: 978-3981506198), via my publisher’s online shop, via email (recommended when ordering from outside Germany) or via Amazon.de. Reviews on Amazon would also really help. Other than that, a share of this article will be greatly appreciated. Thanks you.

Review
If you are a blogger or member of the press and would like a reviewer's copy of Underwaterdawn, please get in touch with my publisher. We would love to hear from you. 

Wir Poeten wissen, dass sich niemand für uns interessiert (plus Verlosung!)




Poesie ist ein einsames Unterfangen. Nicht nur ihr Verfassen und Redigieren, auch ihre Veröffentlichung. Ich habe gehört, dass die durchschnittliche Erstauflage von deutschsprachigen Lyrikbänden bei 200 liegt. Und, dass die Produktionskosten nicht gedeckt sind, selbst wenn sich diese 200 verkaufen.

Poesie ist der Wandteppich, den niemand wertschätzt. Er hängt hinter dem Sofa im Wochenendhaus, verstaubt, und ist zu wertvoll für den Sperrmüll.

Die meisten Leute, die ich kenne, die Gedichte lesen, schreiben selbst ein paar. Das Publikum bei Lyriklesungen besteht aus diesen Freunden, anderen Dichtern, die auf eine  Lesung hoffen, den Gastgebern, vielleicht einem Verleger, und, mit viel Glück und bei freiem Eintritt, ein bis zwei Stammgästen. Wir Poeten wissen, dass sich niemand für uns interessiert.

Ich verstehe das. Oder sagen wir: Ich schwanke zwischen Verständis für das öffentliche Desinteresse an meiner Kunstform und totalem Unverständnis desselben. Das Verschieben von Zeilenumbrüchen ist ein wunderliches - wenn auch überraschend erfüllendes - Hobby. Google Maps kennt weltweit nur ein Lyrikmuseum in Washington D.C. und eine Lyrikbibliothek in London. Buchläden sterben und mit ihnen ihre schmalen Regalecken, in denen die Lyrik üblicherweise versauerte. Plath und Hughes werden bald eine vage Erinnerung sein. Schon jetzt fühlt es sich an, als hätte es die Poesie noch nie gegeben.
Das Bildungssystem und die Medien helfen kaum. Für die Öffentlichkeit ist Lyrik noch immer ein Landsitz weißer alter Herren, dem Minderheitengruppen mit Einwandererakzenten zuarbeiten. Es klafft eine Lücke zwischen dem, was Menschen in Lyrik sehen, und dem, was Poeten sagen. Kein Wunder, dass die Gegenwartslyrik weitgehend unbekannt ist und, folgerichtig, schmerzhaft bedeutungslos bleibt. Sofern wir unsere Gedichte nicht mit Musik und einem verheißungsvollen Kleid unterlegen, bleibt unsere Arbeit unbemerkt.

Wir mögen uns wohlfühlen in unseren Ecken und Schreibtischstühlen, aber nicht in unserer Unerheblichkeit. Die mangelnde Zugänglichkeit unserer Kunst bedeutet, dass unser Einfluß auf die Gesellschaft frustrierend gering ist. Für das Publikum sind wir nicht Maler oder Fotografen. In aller Regel ist unsere Absonderlichkeit zu absonderlich für das Titelblatt. 

Ich kann nur spekulieren, worin diese Entfremdung begründet liegt. Mangelnde Sichtbarkeit, vielleicht ein ewiges Zuspätkommen im Verlauf der Weltgeschichte, keine wirkliche Gelegenheit zum Dialog.
Ich möchte meinen Gleichgültigen Leserinnen hier die Geschichte hinter dem Eröffnungsgedicht meines neuen Gedichtbandes anbieten. Es heißt "drei arten betäubung". Reden wir.


drei arten betäubung

ich geh dir jetzt weg weil
dich sitzen zu sehen
nicht zum ausbleiben ist
deine stirn und die augen nicht
von deiner brust und in meiner
die angst vor drei arten betäubung
heut abend noch lang wenn
du dich in die nacht legst und
wendest wie liebender atem

(der raum ist der dunkelste grund
auf den ältesten karten)
mich geht dir jetzt weg weil
zu bleiben nicht aussitzbar ist
und mich selbst mit mir selbst
hier zu teilen nicht wirkt wie du mir.



drei arten betäubung ist ein Gedicht über mein Bewusstsein. Und einen Anästhesisten, den ich eines Abends in einem koreanischen Restaurant kennenlernte. Ich war 2009 noch recht neu in Berlin, in einer sich auflösenden Beziehung und konnte die Ablenkung gut gebrauchen.

Er setzte sich mir gegenüber und wir unterhielten uns. Unter anderem erzählte er mir von den drei Arten der Betäubung: Einnahme, Gas, Injektion. Ich bewunderte ihn und bedauerte, dass er tabu war.

Ich machte mich bald auf den Heimweg, über das Leben in einem Paralleluniversum sinnierend. Das Delta aus Zufall, Anziehungskraft und Selbstbeherrschung war ein bisschen viel; das Rätsel des Lebens zu mysteriös.

Die leicht ungelenk wirkenden Wortspielereien des Gedichts spiegeln mein Unwohlsein in der realen Situation. Die letzten zwei Zeilen, "und mich selbst mit mir selbst hier zu teilen nicht wirkt wie du mir", sind zwar absichtliche Anspielungen auf Masturbation und Geschlechtsverkehr, tatsächlich spreche ich aber von einer geistigen Verbindung zwischen Fremden.


Die englische Übersetzung
Hier gibt es die englische Version dieses Artikels, der auch die englische Übersetzung des Gedichts sowie eine tonale Aufnahme dessen enthält.
Verlosung
Ich verlose drei Exemplare der Unterwasserdämmerung. Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, schickt bitte bis zum 31. Januar 2015 eine Email mit dem Betreff "Underwaterdawn" an mail [at] anninaluzieschmid [punkt] net. Bitte nicht vergessen, den vollständigen Namen sowie die Postadresse anzugeben.

Unterstützen und kaufen
Die Unterwasserdämmerung kann in jedem Buchladen für 16,90€ bestellt (ISBN-10: 3981506197 oder ISBN-13: 978-3981506198), im Online Shop meines Verlages bezogen, via Email bei meinem Verlag angefragt (für Bestellungen mit Versandadresse außerhalb Deutschlands empfohlen) oder auf Amazon.de gekauft werden. Dort würden mir auch Kundenrezensionen weiterhelfen. Das Weiterleiten dieses Artikels würde meine Arbeit ebenfalls unterstützen. Vielen Dank.

Rezensieren
Wer einen Blog betreibt oder für die Presse schreibt und gerne über die Unterwasserdämmerung berichten möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Bitte melden Sie sich per Email bei meinem Verleger. 

Dec 10, 2014

My Most Important Albums

Me in 1997, between Trailer Park and Bambule.

The other day, Trotzendorff blogged about important music in his life. He listed ten crucial songs and albums and invited his readers to share their own. Challenge accepted.

To build a little bit of suspense, I thought I would list my ten most important albums here and make a playlist of my 16 most important songs for this year's Christmas Letter (a single-purpose, free of charge, yearly newsletter I send out to friends and readers detailing the highlights of my year; feel free to sign up, if you like!).

1975: The Köln Concert - Keith Jarrett 
Sometimes I just prefer songs without lyrics.
1985: Brothers in Arms - Dire Straits 
My first ever CD, given to me by my dad.


1991: bloodsugarsexmagic - Red Hot Chili Peppers 
My boyfriend of the time's favourite album. Hated it at first, but there was no escape and I learned to appreciate it.
1995: Jagged Little Pill - Alanis Morrissette 
Poet, feminist, role model. I also came to really like the acoustic version of that album.
1996: Trailer Park - Beth Orton 
Major influence on my taste of music. She rarely plays concerts anymore, but I saw her live in Berlin in 2012, at an awesome, intimate gig. Felt like meeting an old friend who has no idea you exist.  


1998: Bambule - Absolute Beginner 
German hip hop at its best. Soundtrack to getting drunk in parked cars before going clubbing.
1998: The Miseducation of - Lauryn Hill
On repeat wherever I went. A whole year's worth of music got drowned out by the awesomeness that was Lauryn Hill.
2000: One Touch - Sugababes 
Teenage angst in musical perfection. I felt so understood.


2003Frank - Amy Winehouse 
Amy's best album, because she wrote it all by herself. I stumbled across it when it came out and played it incessantly. 

2011: Every Kingdom - Ben Howard 
I can always listen to Ben Howard. I even hung his album poster in my bathroom.