Vor einigen Tagen schrieb
Smilla einen
Beitrag, in dem sie erklärt, warum sie auf ihrem Blog in Zukunft einige Dinge anders machen wird. Es geht in ihrem Text darum, dass Zeit eine knappe Ressource ist: mit zunehmenden Engagements, die sich durch das Bloggen ergeben, schwindet der Spielraum, den man dafür zur Verfügung hat. Und Smilla fragt sich, warum sie anderen Leuten viel Raum gibt, aber sich selbst durch ein immer gleiches, wiederkehrendes Portrait-Format in ein Korsett zwängt, welches ihr nach all den Jahren vielleicht gar nicht mehr gefällt.
Diejenigen unter Euch, die Girls Can Blog schon etwas länger kennen, ahnen vielleicht, dass ich eine Weile lang in einem ähnlichen Dilemma steckte. Einerseits fand ich das Projekt GCB, und alles, wofür es steht - Frauen im Netz, Feminismus, Vernetzung, Bildung, Kunst, Kultur - nach wie vor absolut super und unbedingt erhaltenswert. Andererseits gibt es nicht umsonst schon länger keine klassischen Bloggerinnenportraits mehr. Ich konnte die immer gleichen Fragen meiner Interviews, die ich ursprünglich natürlich ganz absichtlich standardisiert hatte, um mir nicht noch zusätzliche Arbeit aufzuhalsen, nicht mehr sehen. Ich hatte keine Zeit und keine Lust mehr, alle noch so spannenden Antworten ins Englische oder Deutsche zu übersetzen. Mein Blog mutierte neben einer Teilzeitstelle und immer mehr
freien Aufträgen - die ich, genau wie Smilla, liebe! - zu einer Stressquelle, die Email nach Email ausspuckte und Aufmerksamkeit forderte, wo meine Konzentrationsfähigkeit längst erschöpft war. Uff. Ich legte also eine ziemlich lange Pause ein und stopfte die immer größer werdenden Lücken zwischen zwei Beiträgen mit ein paar hübschen Bildern. Das Blog aufzugeben kam zwar nie in Frage, aber eine Antwort darauf, was in Zukunft daraus werden sollte, hatte ich auch nicht.
Ich habe also
ein paar andere Dinge viel Yoga gemacht, hin und wieder einen faulen Nachmittag genossen und darüber nachgedacht, es nach einer unglaublich kurzen
Novelle vielleicht doch mal mit einem Roman zu versuchen. Eine Idee wäre vorhanden, aber SchrifstellerIn ist, wie eine meiner besten Freundinnen jetzt sagen würde, nicht umsonst ein Beruf. Es wäre wohl auch hier alles andere als einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Zumal mich das ewige Sitzen vor Bildschirmen zunehmend anödet.*
Klingt alles ziemlich chaotisch, fühlte sich eine Weile lang auch so an. Geht aber inzwischen wieder. Ich bin nämlich dahinter gekommen, dass das hier ja nicht umsonst mein höchsteigenes Blog ist, mein in den digitalen Aggregatzustand verwandelter Schweiß und meine pixelierten Tränen, die ich in verdammt nochmal alle Richtungen schubsen kann, in die ich sie schubsen will. Ich habe nicht geschworen, ewig das immer selbe zu tun, niemandem hoch und heilig versprochen, mich persönlich nicht zu entwickeln. In meinem Kopf sind mehr als vierzehn Fragen an die Welt. Manchmal finde ich HTML-Tags gut, manchmal Klamotten und manchmal Sicherheitspolitik.
Daher erlaube ich mir von nun an etwas mehr Annina auf "Girls Can Blog"; und zwar, wann und wie immer es mir in den Kram passt. Auch wenn mir klar ist, dass nicht alle von Euch Hühner herzen wollen. Oder mehrere Stunden pro Woche auf einer Yogamatte abhängen. Aber vielleicht habt Ihr ja trotzdem Lust, noch eine Weile mitzulesen. Würde mich freuen.